Die Sonne scheint, der Schnee ist geschmolzen und der Frühling steht vor der Tür.Das spürt auch Alfred, seit Tagen kann er an nichts anderes mehr denken, als an diese hübsche, junge Frau. Sie kam in den Laden seiner Eltern, als er gerade dort aushalf. Früher oder später wird der Laden ihm gehören, so wollen es seine Eltern. Alfred ist nicht besonders begeistert von der Idee, doch eines Tages wird er hinter der Theke stehen und dieser Tag wird schneller kommen, als ihm lieb ist.
Doch im Moment hat er keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Die meiste Zeit des Tages verbringt er auf dem Dorfplatz. Er sitzt auf dem Brunnenrand und beobachtet das grosse, weisse Haus mit den grünen Fensterläden. Er wartet den ganzen Tag darauf, dass sie irgendwann raus kommt. Doch er muss auch ständig auf der Hut sein, denn Klara darf ihn auf keinen Fall das Haus beobachten sehen. In letzter Zeit treffen sie sich nicht mehr oft, Klara hat zur Zeit gerade einen Gelegenheitsjob in Kalberstadt. Sein nun schon fast einer Woche hat er nichts mehr von ihr gehört. Eine Ewigkeit, wenn man bedenkt, dass sie vor ein paar Wochen jede freie Minute zusammen im Konradsweilerwald oder in der Peterschen Scheune verbracht haben. Einmal haben sie sich sogar in die Schlafkammer der Witwe Boll geschlichen.
Es ist kurz nach Mittag und das Pflaster strahlt eine unerträgliche Hitze ab. Da kommt sie, die Tochter des Bahnvorstehers, Mathilda Kacher. Mit schnellen Schritten verlässt sie das Haus. Als sie Alfred am Brunnen stehen sieht, verlangsamt sie ihre Schritte und geht auf ihn zu. "Wo willst du hin?", will er wissen. Sie antwortet nicht, sondern nimmt seine Hand und sie gehen gemeinsam spazieren, in den Konradsweilerwald und zur Peterschen Scheune. So geht es Tag für Tag, Alfred weiss, dass er dringend mit Klara reden sollte. Aber wie man das mit den unangenehmen Dingen so tut, schiebt er es Tag für Tag hinaus. Dann nach etwa zwei Wochen trifft er Klara, als er mal wieder im Dorfladen aushilft. "Ich muss dringend mit dir reden.", beginnt Klara völlig ausser Atem. "Das trifft sich gut, denn ich hab dir auch was zu sagen. Aber du zuerst." - "Nicht hier, lass uns in den Wald gehen." Alfred schliesst den Laden ab und sie gehen schweigend die Landstrasse entlang, die in den Wald führt. Dort angekommen setzen sie sich auf die alte, moosbewachsene Holzbank, auf der sie sich das erste Mal geküsst haben. Nicht gerade der beste ort um Klara zu sagen, dass er sich von ihr trennen will, denkt Alfred.
"Hör zu Klara...", beginnt Alfred, doch Klara unterbricht ihn. "Du wirst Vater." Alfred sitzt wie versteinert da. "Was? Aber ich..." - "Gib dir keine Mühe Alfred, ich weiss längst alles, in einem so kleinen Städchen wie Güllen kann man nichts geheim halten. Aber wenn du denkst, du kannst dich jetzt aus dem Staub machen und mich mit dem Kind alleine sitzen lassen, dann hast du dich geschnitten. Wenns nötig ist gehe ich bis vors Gericht."
Einen Monat später, der Gerichtstermin steht für den nächsten Tag an. Alfred läuft nervös im Laden auf und ab. Was soll er jetzt bloss tun? Mathilda glaubt ihm immer noch, dass er nichts mit klara gehabt habe und irgendjemand anderes der Vater des Kindes ist. Doch das kann sich morgen vor Gericht schlagartig ändern. da kommt ihm die zündende Idee. Er greift sich die zwei letzten Flaschen Schnaps aus dem Regal und macht sich auf zum Marktplatz. Wie erwartet trifft er dort auf die zwei Dorftrottel Ludwig Sparr und jakob Hühnlein. Alfred albert zuerst ein wenig mit ihnen herum bis sie die erste Falsche Shchnaps getrunken haben. Dann macht er ihnen ein Angebot: Sie bekommen noch eine weitere Flasche, wenn sie am nächsten Tag vor dem Gericht sagen würden, sie hätten mit Klara geschlafen. Die beiden benommen vom vielen Alkohol in ihrem Blut willigten ein. Für Schnaps sind sie für fast alles zu haben. Denn der Schnaps ist teuer und rar im kleinen Güllen.
So kommt also der Tag der Entscheidung. Der Richter hört sich die Zeugenaussagen an und trifft schlussendlich das Urteil. Alfred Ill wird frei gesprochen. Klara Wäscher verlässt wütend und enttäuscht den Gerichtssaal. Noch am selben Tag verlässt sie das Städtchen, nicht für immer, aber für lange Zeit. irgendwann wird sie wieder kommen und Gerechtigkeit schaffen, das schwört sie sich.
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