Bei der Blauen Hortensie von Rainer Maria Rilke handelt es sich um ein Dinggedicht.
Das Gedicht ist mit seinen zwei vierzeiligen und zwei dreizeiligen Strophen nach einem Sonett aufgebaut. Rilke beschreibt das Aussehen und die Farben einer oder mehrerer blauen Hortensien. Er umschreibt dabei wesentliche Merkmale im Zyklus der Hortensie und der Natur. Meiner Meinung nach kann man diesen Lebenszyklus auf das Leben des Menschen und dessen Vergänglichkeit übertragen, da auch immer wieder menschliche Objekte darin vorkommen und somit auch ein Bezug zum Leser entsteht.
Das Gedicht ist streng strukturiert aufgebaut. Es hat zwei vierzeilige und zwei dreizeilige Strophen und besteht vorallem aus umarmenden und Paarreimen. Das Metrum wird von Anfang bis Ende in einem fünfhebigen Jambus durgehalten. Auch bei der Wortwahl sind viele Auffälligekeiten zu endtdecken. Rilke wollte sich nicht nur des bereits bestehenden Wortschatz bedienen, da er glaubte nicht alles mit diesen Wörtern ausdrücken zu können. Deshalb hat er Neologismen in das Gedicht eingebaut wie z.B. ’’Nichtmehrgetragenes’’ (Z.10) oder ’’verneuen’’ (Z.12). Das Gedicht beginnt mit einer verblassten Hortensie und vertrockneten Blättern. In der zweiten Strophe verblassen die Farben immer mehr und in der dritten Strophe gelangt das Gedicht an seinen Tiefpunkt. In der vierten Strophe kommt ein unerwarteter Wendepunkt, das Blau verneuert sich und die Hortensie blüht neu auf. Diese vier Strophen könnten für die verschiedenen Jahreszeiten oder aber, da man nicht weiss ob es sich um die gleiche Dolde handelt auch für den Tod und neues Leben stehen. Wie es in der Natur Höhe- und Tiefpunkte gibt, findet man die auch im menschlichen Leben. Meiner Meinung nach ist die Hortensie ein Symbol für den Menschen. Im Gedicht geht es um eine verwelkte Hortensie, was ich auf einen alten, dem Tod nahen Menschen übertrage. Die erste Strophe beginnt mit ‘‘So wie das letzte Grün in Farbentiegeln‘‘. Grün ist die Farbe der Hoffnung, die der Mensch immer mehr verliert, wenn er weiss, dass er bald sterben wird. Die Blätter werden als trocken stumpf und rau beschrieben (Z.2), was für mich nach abgenutzt und alt klingt. Die Stellen ‘‘die ein Blau nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.‘‘ (Z.3+4) und ‘‘Sie spiegeln es verweint und ungenau, als wollten sie es wiederum verlieren‘‘ (Z.5+6) könnten für vage Erinnerungen an lang zurück liegende Zeiten stehen. Auch die erwähnten Briefapiere (Z. 7) sind ein Zeichen für Erinnerungen und alte Bekanntschaften. In der dritten Strophe ist der Bezug zum Menschen am stärksten bemerkbar. Durch die Kinderschürze (Z.9) und vorallem das man (Z.11) kann man darauf schliessen, dass das Gedicht mit dem Menschen zu verbinden ist. Die Kinderschürze könnte erneut auf alte Kindheitserinnerungen hinweisen. ‘‘Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht‘‘ (Z.10) ist für mich der endgültige Tod des Menschen, weil der Mensch von all seiner Last befreit wird und nichts mehr auf dem Herzen zu tragen hat. Ihm kann jetzt nichts mehr geschehen, da er erlöst ist. Die elfte Zeile bestätigt das Ende des Lebens noch einmal und will uns klar machen, wie schnell das Leben vorbei sein kann (''eines kleinen Lebens Kürze''). In der vierten Strophe geht es um ein plötzliches Aufblühen der Hortensie, das Blau verneuert sich und auch das Grün wird wieder kräftiger. Meiner Ansicht nach steht dieses Aufblühen für das Leben nach dem Tod. Der Mensch wurde erlöst und hat nun das ewige Leben im Paradies erlangt. Ich denke deshalb heisst es auch ‘‘Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen in einer von den Dolden…‘‘. Das verneuen des Blaus weist eher nicht auf den Frühling hin, denn dann würde sich ja das Blau aller Dolden erneuern. In diesem Fall ist es aber nur eine Dolde, was ich auch auf nur einen Menschen beziehe. Das Blau ist eines der wichtigsten Elemente dieses Gedichts. Ich denke es steht für das Leben und die Freiheit, am Anfang ist das Blau verwaschen und wird nur von ferne gespiegelt. Das ist die Zeit kurz vor dem Tod, der Mensch ist alt und müde vielleicht auch krank. Er mag nicht mehr Leben und es scheint als wolle das Leben auf Erden jeden Moment zu Ende gehen (Z.6 ‘‘als wollten sie es wiederum verlieren‘‘). In Zeile 7 kommt das Blau erneut vor im Zusammenhang mit den Briefpapieren (‘‘wie in alten blauen Briefpapieren‘‘). Die Briefpapiere sind Erinnerungen an das Leben, vielleicht auch Liebesbriefe aus alten Zeiten. In der dritten Strophe wird das Blau gar nicht erwähnt, was noch mehr auf einen Tod hinweist. Doch dann in der vierten Strophe scheint das Blau sich plötzlich zu verneuen, was bedeutet, dass nur das irdische Leben vorbei ist, es aber auch ein Leben nach dem Tod gibt. In der letzten Zeile (‘‘ein rührend Blaues sich vor Grünem freuend.‘‘) kann man den neu gefassten Lebensmut und die zurückgekehrte Hoffnung erkennen.
Die Hortensie steht also als Symbol für den Menschen und dessen Vergänglichkeit. Das Gedicht wird trotz seiner strengen Struktur, sehr von der Farbe Blau geleitet und geprägt. Die Aussage des Gedichts verstehe ich so, dass auch wenn man die Hoffnung schon lange aufgegeben hat, immer wieder bessere Zeiten kommen und dass der Tod nicht das endgültige Ende ist. Er ist nur ein Tief- oder Wendepunkt in unserem Dasein.
Samstag, 22. Januar 2011
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